Im internationalen Vergleich gehört die Schweiz zu den verflochtensten Volkswirtschaften schlechthin. Allein letztes Jahr exportierte die Eidgenossenschaft Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 452 Milliarden Franken ins Ausland. Damit ist unverkennbar, dass gute internationale Beziehungen für ein so kleines Land wie die Schweiz im Herzen Europas von enormer Bedeutung sind. Ein Aspekt, den die AHV-Steuervorlage mit der Reform der hiesigen Firmenbesteuerung explizit angehen will.
Auch Hartwig Grevener betont im Gespräch über die kommende Abstimmung am 19. Mai den Wert eines international akzeptierten Steuerregimes und die damit einhergehende Rechtssicherheit für die Schweiz und Schweizer Unternehmen. Der Chief Financial Officer (CFO) der auf Hörsysteme spezialisierten Sonova Gruppe aus Stäfa im Kanton Zürich erklärt, weshalb nicht nur sein Unternehmen, sondern die gesamte Exportindustrie ein Interesse daran haben sollte, dass die Vorlage am 19. Mai von den Bürgerinnen und Bürgern gutgeheissen wird.
Herr Grevener, weshalb unterstützen Sie als CFO der Sonova Gruppe die AHV-Steuervorlage?
Sonova ist auf stabile Rahmenbedingungen angewiesen, die international wettbewerbsfähig sind. Die Wurzeln unseres Unternehmens, unsere Konzernleitung und viele wichtige zentrale Funktionen der Firma sind in der Schweiz, aber wir verkaufen weit über 95% unserer Produkte im weltweiten Ausland. Wir haben in der Schweiz ein steuerlich attraktives Umfeld, sind jedoch auch darauf angewiesen, dass dieses Steuersystem von den Exportländern akzeptiert wird.
Weshalb ist diese Vorlage so dringlich?
Da das heutige Schweizer Steuerregime international nicht mehr akzeptiert wird, muss dieses revidiert werden. Die vorgeschlagene Steuerreform bringt Herausforderungen für Sonova, mit denen wir aber viel besser leben können als mit einer fortdauernden Unsicherheit, weil unser Schweizer Steuerregime in seiner heutigen Form nicht mehr akzeptiert wird.
«Handelsverträge mit bedeutenden Wirtschaftsländern und der EU sowie die gut funktionierende Administration sind wichtige Stärken der Schweiz für international operierende Unternehmen wie Sonova.»
Sonova hat ihren Hauptsitz in Stäfa im Kanton Zürich, was schätzen Sie an diesem Wirtschaftsstandort?
Die Schweiz bietet grundsätzlich gute Rahmenbedingungen für ein auf Hochtechnologie und Export ausgerichtetes Unternehmen wie Sonova. Dazu gehören sicher die exzellenten Hochschulen und die gute Verkehrsinfrastruktur. Stäfa punktet mit dem starken Erholungswert und den vergleichsweisen attraktiven Lebenshaltungskosten für unsere Mitarbeitenden. Auch haben wir ein ausgezeichnetes Verhältnis mit der Gemeindeverwaltung, welche die Entwicklung unseres Firmenstandortes immer unterstützt hat. Steuerlich ist der Kanton Zürich attraktiv. Dabei spielen die derzeit noch anwendbaren Steuerprivilegien eine wichtige Rolle.
Was macht die Schweiz aus Ihrer Sicht stark?
Die Schweiz ist kulturell vielfältig und hat ein sehr hohes Bildungsniveau. Nicht nur die bereits erwähnte Verkehrsanbindung, auch Handelsverträge mit bedeutenden Wirtschaftsländern und der EU sowie die gut funktionierende Administration sind wichtige Stärken für international operierende Unternehmen wie Sonova. Die Steuerlast ist heute im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig, was sehr wichtig ist.
Wo muss die Schweiz aufpassen, dass die guten Voraussetzungen nicht verspielt werden?
Auf der anderen Seite sind die Löhne in der Schweiz deutlich höher als anderswo. Qualifizierte Arbeitsplätze zum Schweizer Lohnniveau rechnen sich nur, wenn die vorgenannten Vorteile bestand haben. Die Schweiz steht dabei in intensivem Wettbewerb mit anderen Ländern, die ein deutlich tieferes Lohnniveau haben und sich bei den anderen Standortfaktoren permanent verbessern.
Was hätte eine Ablehnung der AHV-Steuervorlage zur Folge?
Eine Ablehnung wäre für Sonova und wohl alle auf den Export ausgerichteten Unternehmen in der Schweiz ein sehr grosses Problem. Der Bund und die Kantone müssten die international nicht mehr akzeptierten Steuerprivilegien einseitig und ohne Ausgleichsmassnahmen abschaffen. Dies würde für Sonova die Steuern in einer Weise erhöhen, die die Attraktivität des Standortes klar beeinträchtigen würde.
Die Sonova Gruppe mit Hauptsitz in Stäfa im Kanton Zürich ist ein führender Anbieter von innovativen Lösungen rund um das Thema Hören. Von Hörgeräten, Cochlea-Implantaten bis hin zu drahtlosen Kommunikationslösungen bietet Sonova Kunden eines der umfassendsten Produktportfolios in der Industrie. Zur Unternehmensgruppe gehören unter anderem Marken wie Phonak, Unitron oder Advanced Bionics. 1947 gegründet, ist Sonova heute weltweit in über 100 Ländern vertreten und beschäftigt mehr als 14’000 Mitarbeitende. Hartwig Grevener ist als Chief Financial Officer (CFO) Mitglied der Geschäftsleitung der Sonova Gruppe.